1938 – 1998
60 JAHRE EVANG.–LUTH. HEILANDSKIRCHE UNTERHACHING
Kirche ist jeweils der geschichtliche Ort, an dem Gott mit den Menschen
in Beziehung treten will. So gesehen reichen die Wurzeln der Evang.-Luth.
Gemeinde Unterhaching weit zurück, bis in die Ur-Kunde des Auferstandenen
im Neuen Testament. Dort wird vom Auferstandenen selbst dem Glauben
Erfüllung und Zukunft versprochen, wenn er sagt: "Wo zwei oder drei
in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen" (Matth.
18; 20). Und: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende"
(Matth. 28; 20).
Von daher ist angesagt, daß Kirche noch mehr ist als bloß architektonisches
Produkt, erst recht, wenn sie als "Heilandskirche" den Namen des göttlichen
Friedensbringers und Retters trägt: Sie will, aus Steinen gebaut, der
Ort sein, an dem Menschen sich zu lebendigen Steinen erbauen lassen,
damit die in Jesus Christus begonnene Zukunft Gottes in unserer Zeit
heimisch werde. Sie will Dank, Einladung, Lebensort und Aufforderung
zugleich sein: Wo das Leben des Einzelnen sich anrühren lassen kann
von der Vergebung Gottes - in der Begegnung mit Wort, Sakrament und
Mitmensch - und geöffnet wird für die verändernde, heilende Kraft des
Glaubens.
Rein organisatorisch führen uns die Anfänge der Evang.-Luth. Kirchengemeinde
Unterhaching an einen idyllischen Ort, den Sie vielleicht von einem
Ausflug her kennen: Nach Schloß Hohenschwangau bei Füssen. Dort erließ
am 1. September 1849 seine Majestät Maximilian II von Bayern die Anordnung,
daß die wenigen Evangelischen in Unterhaching vom protestantischen Vikariat
in München-Perlach zu betreuen seien.
Viele waren es damals noch nicht. Das statistische Handbuch des Königreiches
Bayern zählt für 1867 "acht Protestanten" in Unterhaching. Heimatpfleger
Rudolf Felzmann fand im Gemeindearchiv die Namen evang. Bürger, die
anno 1900 Schulgeld für die Perlacher Schule entrichtet hatten: Jakob
Ulrich (1892 zugezogen), Jakob Wiebel (Gastwirt und Ökonom) und Johann
Hahn (Schmied) samt ihren Familien.
Noch einmal mußte der König eingreifen und im Juni 1917 zwischen den
beiden Pfarrämtern St. Johannes (Haidhausen) und Perlach (seit 1912
Pfarramt) schlichten. Es blieb dabei: St. Paulus in Perlach war für
Unterhaching zuständig. Dies sollte bis 1939 so bleiben.
Erst am 20. Juni 1939 wurde ein Vikariat Oberhaching/Unterhaching errichtet.
Pfarrer Theodor Kießling, später im 2. Weltkrieg gefallen, nahm als
erster evang. Pfarrer 1941 seinen Wohnsitz in Unterhaching, Lilienthalstraße
1a.
Seit Mitte 1926 fanden hier im alten Schulhaus evang. Gottesdienste
statt. Man besorgte ein gebrauchtes Harmonium. Aus Perlach kam entweder
Pfarrer Adolf Bomhard, die Vikare Stählin, Sailer, Greiner, Heß, Berger
oder Rath u.a. zu den Gottesdiensten, oft am Sonntagnachmittag. Ferner
wurden am 1. und 3. Mittwoch des Monats Bibelstunden gehalten. Ab 1930
zog man in das Schulhaus an der Jahnstraße um, wo heute das KuBiZ steht.
Anfang der 20er Jahre hatte sich ein "Evang. Verein Unterhaching" gebildet,
der ca. 80 Mitglieder hatte. Erste Ansätze zur Verselbständigung zeigte
1932 die Jahresversammlung des Vereins, die über eine Tochterkirchenstiftung
beriet. Ein Jahr später war dieses Thema noch aktuell. Ferner waren
Pfr. Bomhard oder Vikar Borger um ein Referat gebeten zum Thema: "Die
politischen Verhältnisse innerhalb der Evang. Kirche".
Deutschlands politische Zukunft warf ihre Schatten voraus.
Zur Einschätzung ein Vergleich der Jahresrechnungen: 1933/34 wurden
in Unterhachings evang. Gemeinde 162,16 Reichsmark eingenommen und 51,87
Reichsmark ausgegeben. Mittlerweile werden in unserer Kirchengemeinde
pro Jahr rund 400.000 DM "umgesetzt".
1936 kam Pfr. Wilhelm Caspari. Er wohnte in Deisenhofen. Mit dem Rad
fuhr er zu seinen zahlreichen Hausbesuchen nach Unterhaching. Der Alttestamentler
tat sich schwer mit dem Zeitgeist, der Jesu Einbettung in das Judentum
abtun wollte. Caspari hielt sich zur "Bekennenden Kirche". Wegen seines
Widerstandes zur nationalsozialistischen Auffassung wurde er - wie andere
evang. Pfarrer - schließlich zwangsweise in den Ruhestand versetzt.
In diese Zeit fällt das Bemühen, für die über 300 Evangelischen in Unterhaching
endlich ein eigenes Kirchengebäude zu schaffen. Einer der Initiatoren
war Carl Stengel, schon von seinem Beruf als Architekt und Baumeister
her mit den notwendigen Vorkenntnissen ausgestattet. Seit 1935 war dazu
für 10 Reichsmark Jahrespacht ein Grundstück an der heutigen Liebigstraße
von der Baugesellschaft "Kriegersiedlung Unterhaching" gepachtet worden.
Stengel entwarf auch den Plan für die Heilandskirche, deren Grundsteinlegung
1937 erfolgte. Noch ohne die heutigen Nebengebäude, weihte am Sonntag
"Kantate", dem 15. Mai 1938, Oberkirchenrat Daumiller das Gebäude ein.
Bis dahin waren rund 2.200 RM an Spenden für die Inneneinrichtung eingegangen.
Leonhard Uhl aus Unterhaching fertigte für 155 RM das herabhängende
Altarkreuz, dessen Holz, "scharfkantig und kernfrei" von Eugen Wagner
gestiftet worden war. Der Versicherungswert der Heilandskirche wurde
damals mit 43.000 RM veranschlagt.
Alle 14 Tage fanden nun Gottesdienste statt. Margarete Trautmann, gest.
1985, deren Name schon in der Liste des Ev. Vereins auftauchte, stiftete
zwei Bilder für den Altarraum. Sie sind jenen zwei Apostelbildern Albrecht
Dürers nachempfunden, deren Originale heute in der Alten Pinakothek
zu sehen sind.
An der Südseite des Altarraumes fällt das Licht durch zwei Buntglasfenster,
die - von oben - die Verkündigung der Geburt Christi sowie seine Auferstehung
zeigen. Die "vasa sacra" für das Heilige Abendmahl wurden 1938 vom Ehepaar
Stengel gestiftet und sind noch heute in Gebrauch.
Das mit den Jahren dunkel gewordene Holz bestimmt die Atmosphäre des
Innenraumes. Mag auch die Kassettendecke aus finanziellen Gründen nur
als Notlösung gedacht gewesen sein, so sind die massiven Querbalken
des Oberraumes sichtbar in den Verkündigungsauftrag der Kirche eingebunden.
Die eingeschnitzten und colorierten Kernsätze biblischer Verkündigung
wollen den Kirchenbesucher beim Eintreten und Verlassen des Gotteshauses
daran erinnern, daß christlicher Gottesdienst nicht nur seinen besonderen
Ort hat, sondern auch den Dienst in und an der Welt einschließt. Um
diese Wahrheit über uns, die zugleich Wahrheit für uns und mit uns sein
will, zu entdecken, muß man im buchstäblichen wie im übertragenen Sinne
in der Heilandskirche auch den Blick nach oben richten.
Um den Blick auf das Kirchengebäude selbst zu lenken und so das Vorhandensein
einer evang. Gemeinde ins öffentliche Bewußtsein zu rücken, wünschte
sich der Architekt einen "wuchtigen Spitzturm (nicht zu niedrig), ...
damit der Bau, namentlich von der Eisenbahn aus, zur Geltung kommt."
Anfang Oktober 1937 wurden drei Glocken im Turm installiert. Die Glockengießerei
Franz Schilling & Söhne (Apolda bei Erfurt) hatte sie gefertigt. Nur
eine davon ruft heute noch zum Gottesdienst. Sie trägt die Inschrift
"EIN HERR, EIN GLAUBE, EINE TAUFE" (Epheser 4; 5). Die beiden anderen
Glocken wurden im Mai 1942 zwangsweise ausgebaut und eingeschmolzen,
um als "Metallvorrat für alle Möglichkeiten der weiteren Kriegsführung
zu dienen ...". Ein entsprechendes Rundschreiben der Kirchenleitung
versuchte das "Opfer der Glocken" in den theologischen Zusammenhang
von Schuld und Buße zu stellen: "Oft wurde ihr Klang bei uns durch andere
Stimmen übertönt, so daß wir sie nicht vernahmen. ...Gebe Gott, daß
wir uns durch die eine Glocke umso ernster zu Gott und zu unserem Herrn
Jesus Christus rufen lassen! ... Wir erkennen vor deinem (= Gottes)
Angesicht, daß ihr Verlust uns nicht unverdient trifft..."
Aus heutiger Sicht erscheint diese Verknüpfung von politisch-wirtschaftlichem
Zweckdenken und theologischer Gedankenführung befremdlich. Es genügt
jedoch nicht, sich überheblich und besserwisserisch von diesen Vorgängen
zu distanzieren, sondern sie als stete Anfrage zu begreifen: Welchem
HERRN oder welchen Herren dienen Verkündigung und Handeln der Kirche
und ihrer Gemeinde heute? Zur Antwort auf diese Fragen will Gott uns
durch seine Selbstmitteilung verhelfen: Als Anspruch und Zuspruch, als
Konfrontation und Ermutigung, als Einladung, die Welt zu begreifen und
sich von dem einen HERRN des Lebens ergreifen und führen zu lassen.
Erst 1960 stellen zwei neue Bronzeglocken den ursprünglichen Bestand
wieder her. Sie sind größer als die verbliebene Glocke und tragen die
Inschriften: "MARTIN LUTHER - EIN FESTE BURG IST UNSER GOTT" (EGB 362)
und "PAUL GERHARD - DER GRUND. DA ICH MICH GRÜNDE IST CHRISTUS UND SEIN
BLUT" (EGB 351; 3).
Ab 1946 betreute unter erschwerten Bedingungen Pfr. Heinrich Gerhardt
das Vikariat. Die Bevölkerungsbewegung der Nachkriegsjahre ließ auch
die Mitgliederzahl der evang. Gemeinde wachsen. 1949 wurde aus dem Vikariat
das "Evang.-Luth. Pfarramt Hachinger-Tal" mit Sitz in Oberhaching. Dort
wohnte von 1950 bis 1960 der erste Stelleninhaber Pfr. Oskar Wittmann.
Das Gebiet der neuen Kirchengemeinde umfaßte die heutigen Orte Taufkirchen,
Oberhaching-Deisenhofen und Unterhaching. Auf Antrag der Kirchengemeinde
wurde zum 1. September 1949 eine evang. Bekenntnisschule in Unterhaching
eingerichtet. Die 88 Kinder wurden von zwei Lehrkräften unterrichtet.
1963 wurde dann die konfessionelle Trennung der Volksschule aufgehoben.
In die Amtszeit Pfr. Wittmanns fällt auch die Errichtung der Nebengebäude
der Heilandskirche. Fast 20 Jahre waren seit dem Kirchenbau vergangen.
Am 10. Dezember 1957 war Richtfest. Im traditionellen Richtspruch hieß
es u.a.:
"Gar lange mußte die Gemeinde warten, bis der Anbau hier tat starten."
...
Verschiednen Zwecken dient das Haus
viel Menschen werden gehen ein und aus.
Die Amtszimmer werden zu finden sein,
den Gemeindesaal verlegte man hier hinein.
- und wissen Sie es schon?
Eine Wohnung für den Diakon."
Mit dem Diakon als Ansprechpartner wohnte erstmals seit Pfr. Kießling
wieder ein hauptamtlicher Mitarbeiter der Kirchengemeinde in Unterhaching.
Seit 1985 lebten und wirkten folgende Diakone der Rummelsberger Brüderschaft
in der Liebigstraße 22: Schöps, Esch, Roth, Kielmann, Sperling, Schlumberger
und nach einem Jahr Vakanz ab Herbst 1988 Diakon Kolb.
Schon seit den 20er Jahren hatte sich der alte Ortskern Im Süden um
neue Wohngebiete erweitert: Annasiedlung, Waldsiedlung, Kriegersiedlung,
Agfa-Siedlung. Die intensive Bautätigkeit Ende der 50er Jahre bis Ende
der 60er Jahre erschloß mehrere große Wohngebiete: die Bayer-Siedlung,
den Fasanenpark, Mozartsiedlung und Grünau. 1965 sind 1.650 evang. Bürger
gemeldet. Diesen Zuwachs galt es nun auch organisatorisch aufzunehmen.
Unterhaching wurde Vikariat und bekam ein Stück mehr Selbständigkeit.
Hellmuth Sagner war der erste Vikar. Das Pfarramt war nach wie vor noch
in Oberhaching. Dort wirkte von 1962 bis 1970 Pfarrer Paul Heyder (verst.
1987).
1965 brachte den Bau eines provisorischen Gemeindehauses im nördlichen
Ortsteil Fasanenpark, das auch von der röm.-kath Gemeinde mitbenutzt
wurde. Das aus Fertigteilen montierte Mehrzweckgebäude, eher liebevoll
"die Baracke" genannt, wurde zur zweiten Gottesdienststation. Ihr gegenüber
wurde 1969 ein Pfarrhaus angekauft.
Auch der Nachbarort Taufkirchen wuchs ähnlich schnell, so daß 1973 dort
eine eigene Kirchengemeinde ernannt wurde.
Ein Jahr später wurde Unterhaching selbständige Evang.-Luth. Kirchengemeinde.
Ihr erster Pfarrstelleninhaber wurde Hans-Joachim Schaffer, der 1984
nach Pullach wechselte. Die 'Baracke" machte einem Gemeindezentrum mit
dem Pfarramtsbüro und einem Kindergarten Platz. Prof. Georg Küttinger
hatte den Plan entworfen, und Oberkirchenrat Lanzenstiel weihte das
Gebäude am 12.12.1976 ein. Dann begannen Pfr. Schaffer und der Kirchenvorstand
mit der Planung eines weiteren Gemeindestützpunktes im südlichen Ortsteil
Grünau, dem Bonhoeffer-Haus. Im Mai 1987 wurde mit dem Bau begonnen
und Ende 1988 konnte er eingeweiht werden.
Schon zu Pfarrer Schaffers Amtszeit hatte die Zahl der Gemeindeglieder
die 3.000er Marke weit überschritten. Kurz vor seinem Stellenwechsel
wurde deshalb der südliche Gemeindeteil zum Vikariat ernannt. Ihm wurde
Pfr. z.A. Bernhard Götz zugewiesen, der mit der Vertretung der Pfarrstelle
beauftragt war, bis am 1.10.1985 Pfr. Volker Herbert die Pfarrstelle
Unterhaching übernahm.
Aber die Bautätigkeiten Im Gemeindebereich waren nicht abgeschlossen.
Zu diesem Zeitpunkt wohnten von den rund 4.100 Gemeindegliedern etwa
2.000 im südlichen Seelsorgebereiches des Vikariats.
Durch all dies Wachstum ist die Heilandskirche geographisch immer mehr
in den Mittelpunkt gerückt. Abseits des Durchgangsverkehrs, zwischen
viel Grün und Bäumen gelegen, strahlt sie eine Ruhe und beschauliche
Geborgenheit aus, die viele anspricht - vor allem Brautpaare, die aus
der näheren und weiteren Umgebung zur Trauung hierher kommen. Sie gilt
immer noch als "Mutter" der kirchlichen Gebäude und alle wichtigen Gottesdienste
wie Christmette, Osternacht, Erntedankfest, Konfirmation, Amtseinführungen
und Verabschiedungen finden in ihr statt. Bei der Austeilung des Heiligen
Abendmahles stehen die Kommunikanden im Kreis um den Altar und fassen
sich zum Abschluß als Ausdruck der Gemeinschaft bei den Händen.
Eine Ecke der Heilandskirche war etwas ins Abseits geraten, obwohl sie
es am wenigsten verdiente: Die "Taufkapelle" mit dem Taufstein unter
der Empore. Die Taufen fanden - vor allem bei größeren Taufgesellschaften
vorne im Altarraum statt. Inzwischen wird die Taufkapelle wieder häufiger
und bewußter benutzt.
Im Rückblick kann man sagen, daß die Heilandskirche den Namen ihres
Weihetages - "Kantate" - als eine Art Verpflichtung aufgenommen hat.
1945 wurde erstmals ein Kirchenchor erwähnt, den die Malerin Anna Sinterhauf
gründete und leitete. Ab 1969 hat Kirchenmusikerin Barbara Klose ein
vielfältiges kirchenmusilkalisches Leben gerade auch in der Heilandskirche
auf den Weg gebracht. Unter ihrer Leitung tragen der Evang. Singkreis,
verschiedene Instrumentalgruppen und weitere Chöre bis heute zur liturgischen
und festlichen Gestaltung der Gottesdienste bei. Beim traditionellen
Kirchenkonzert am Ewigkeitssonntag ist die Kirche bis auf den letzten
Platz gefüllt.
Von anderen unterstützt, hatte Frau Klose auf die Anschaffung einer
neuen Orgel hingewirkt. Nach sechs Jahren Vorarbeit und Planung wurde
das neue Instrument am 28. Juni 1986 von Herrn Oberkirchenrat Dr. Friedrich
Kalb eingeweiht. In das Konzept "Schleifladen mit mechanischer Spiel
- und Registertraktur" wurden von der Orgelbaufirma Späth (Mengen) 18
Register in drei Werken eingebaut. Das Instrument mit seinen 1.284 Pfeifen
fand seinen Standplatz auf der linken Seite der Empore. Kirchenmaler
Hubert Distler (Grafrath) half mit, im Kirchenraum alt und neu aufeinander
abzustimmen.
Um die Kosten von über 200.000 DM aufzubringen, wurde nicht nur Geld,
sondern vor allem Altpapier gesammelt. Auch die politische Gemeinde
half mit einem Zuschuß.
So standen seit 1981 einmal im Monat zwei große Kontainer auf dem Platz
vor der Heilandskirche und dann zusätzlich noch in der Grünau auf dem
Platz des damaligen Bauhofes. Dann wurden aus allen Richtungen Altpapier,
Kartons und Altkleider gesammelt und kunstgerecht verstaut. Eine Umweltentlastung,
die sich doppelt lohnte. Denn aus dem Erlös der insgesamt 118 Sammelaktionen
flossen auch Anteile noch Makambako in Tanzania, ein Distrikt der dortigen
Evang. Kirche, mit dem unsere Kirchengemeinde in partnerschaftlicher
Beziehung steht.
Leider mußten wir die Altpapiersammlung mit Beginn des Jahres 1991 einstellen.
da die Kosten und der Aufwand den Erlös und das Ergebnis überstiegen.
An dieser Stelle sei Werner Kutschmann, langjährigem Vertrauensmann
des Kirchenvorstandes und Obmann des Dekanatsmissionsausschusses und
seiner Frau Dank gesagt - nicht nur für treue Mitarbeit bei den Sammlungen.
Denn auch im Garten der Heilandskirche hatte er ein verborgenes Missionsobjekt,
denn dort "züchtete" er hochwertige Komposterde als "Gute Erde für Makambako".
Aber Wanging'ombe im Distrikt Makambako ist nicht die einzige Partnerschaft
der Kirchengemeinde. Auch nach Bischofshofen in Österreich, Le Vesinet
in Frankreich und vor allem nach Leipzig wurden schon zu Schaffers Zeiten
Kontakte mit den dortigen evang. Kirchengemeinden geknüpft.
Dies unterstreicht, daß Gottes Gemeinde noch mehr sein will, als was
man vom eigenen Kirchturm herab sieht. Gottes barmherzige Zuwendung
in Jesus Christus gilt aller Kreatur. Diese Wahrheit will uns in lebendige
Gemeinschaft, in eine neue Geschwisterlichkeit und in weltweite Verantwortung
führen, damit wir die Kraft und den Reichtum des Glaubens an den lebendigen
Gott erfahren.
Möge die Evang.-Luth. Heilandskirche Unterhaching auch in Zukunft Ausgangspunkt
und Heimat solcher Erfahrungen sein und bleiben.
Pfarrer Volker Herbert im Mai 1988
1988 bis 1998
ein Überblick über die letzten zehn Jahre
Sie, lieber Leser, werden es schon gemerkt haben: Zum 60. Geburtstag
der Heilandskirche haben Sie die schon 1988 gedruckte Festschrift in
Händen, ergänzt durch aktuelle Seiten am Schluß. Unser Festausschuß
wollte bewußt die Kontinuität zu den vergangenen Jahrzehnten und zur
früheren Gemeindearbeit herstellen.
Ein markantes Datum - noch 1988 - war die Einweihung des Bonhoeffer-Hauses
in der von-Stauffenberg-Straße am 2. Adventssonntag, dem 4. Dezember
'88. Nun hatten auch die Evangelischen in der Grünau ein Gemeindezentrum,
das sich schnell mit Leben füllte. So werden seither 14-täglich Sonntagsgottesdienste
gehalten, wöchentlich kommt der "Treff reifere Jahrgänge" zusammen,
Spiel- und Jugendgruppen, der Flötenkreis und die Konfirmandenkurse
im II. Sprengel haben hier ein Zuhause. Im Mai 1991 konnte das neu erbaute
Pfarrhaus bezogen werden. Seither wohnen Pfarrer/in z.A. vor Ort. Und
schließlich kamen in den drei Jahren nach der Einweihung so viele Spenden
zusammen, daß am 1. Advent 1991 die von der Firma Hey aus Bischofsheim/Rhön
erbaute Truhenorgel eingeweiht werden konnte. So planen wir am 1. oder
2. Advent 1998 zum "10-jährigen" ein Bonhoeffer-Haus-Fest.
Auch im Bereich der Kirchenmusik können wir heuer ein Jubiläum feiern:
Zehn Jahre besteht der "Gospelchor". 1988 zunächst als "Jugend-Gospel-Chor"
gegründet, hat dieser Chor in den letzten Jahren einen entscheidenden
Schritt nach vorn gemacht. Gut 40 junge Erwachsene gestalten Gottesdienste,
Trauungen und Konzerte. Nicht vergessen werden darf, daß die "Xylophoniker"
1994 und der "Kinderchor" 1997 jeweils den 20. Geburtstag feiern konnten.
Apropos feiern: Unsere unermüdliche
Kirchenmusikerin - Frau Barbara Klose - wird 1999 ihr 30-jähriges Dienstjubiläum
in unserer Kirchengemeinde feiern können.
Eine weitere Geburtstagsfeier gab es im Februar 1998: Die Frauen des
"Dienstagstreff" kommen seit nun 20 Jahren zusammen. Ohne ihre rührige
Mithilfe beim Packen könnten die jährlichen Container nach Tansania
nicht mit den zwölf Kubikmetern Kleidung aus Unterhaching beladen werden.
Auch eine ganze Reihe anderer Gruppen und Einrichtungen konnten bisher
ihr Jubiläum feiern: 1994 bestand der Altenclub seit 25 Jahren unter
der erfahrenen Leitung von Frau Rothe, der Evang. Kindergarten "Die
Arche" feierte 1994 das 15-jährige "offizielle" Bestehen, und 1997 konnte
das "Forum der Frau" ebenfalls auf 25 Jahre zurückblicken.
Einen Generationswechsel gab es bei der letzten Kirchenvorsteherwahl
1994: So schieden krankheits- bzw. altersbedingt viele Frauen und Männer
aus, die seit der Selbständigkeit unserer Kirchengemeinde 1970 den Gemeindeaufbau
und das geistliche Leben in Unterhaching entscheidend mitgeprägt hatten.
Stellvertretend und voller Dankbarkeit sei hier der langjährige Vertrauensmann
- Herr Werner Kutschrnann - genannt.
Unser derzeitiger Kirchenvorstand hat sich für seine Amtsperiode bis
zum Jahr 2000 verschiedene Aufgaben vorgenommen: Es ging um die Stärkung
und Aufwertung der Heilandskirche als Mittelpunkt des gottesdienstlichen
und gemeindlichen Lebens. Die Festlegung der sonntäglichen Gottesdienste
auf 10 Uhr und die Neugestaltung des Gemeindesaales neben der Heilandskirche
haben diesem Anliegen entscheidend Rechnung getragen. Derzeit bemüht
sich der Kirchenvorstand angesichts knapper werdender Finanzen um noch
intensiveren Gemeindeaufbau und vor allem um neue Konzeptionen für die
Jugendarbeit.
Wichtige Impulse seit dem Evangelischen Kirchentag 1993 in München hat
die ökumenische Arbeit in Unterhaching erhalten. So gibt es einen ökumenischen
Arbeitskreis aller Unterhachinger Kirchengemeinden und die Mitarbeit
evangelischer Christen bei der "Agenda 21".
Allen, die sich in den vergangenen zehn Jahren haupt-, neben- und ehrenamtlich
in das Leben unserer Kirchengemeinde eingebracht haben, bzw. bei unserer
"Festwoche" vom 3. bis 10. Mai 1998 engagiert einbringen, sei herzlich
gedankt! Wir bitten den Dreieinigen Gott, daß er von der Heilandskirche,
den Zentren in Nord und Süd und dem vielfältigen geistlichen Leben auch
im "Siebten Jahrzehnt" seinen Segen ausgehen läßt.
Unterhaching, im Mai 1998 Harald Schmied, Pfarrer
Text:
Pfarrer Volker Herbert
Pfarrer Harald Schmied
Quellen: R. Felzmann - "Unterhachinger
Heimatbuch" – 1983
Evang.-Luth. Pfarramt Unterhaching, Parkstraße 9
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